- Napoleonische Kriege
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Napoleonische KriegeNach dem Verzicht Preußens und Österreichs auf die linksrheinischen Reichsteile in den Friedensschlüssen von Basel, Campoformio und Lunéville (siehe auch Französische Revolutionskriege) war eine Neuordnung des Reichsgebiets notwendig geworden, da die von den Abtretungen betroffenen weltlichen Fürsten für ihre Verluste entschädigt werden sollten. 1803 wurde im Reichsdeputationshauptschluss die Zahl der reichsunmittelbaren Territorien vor allem zugunsten der süddeutschen Staaten und Preußens, die große Gebietsgewinne erzielten, stark reduziert. Diese Regelung war entscheidend unter Napoleons Mitwirkung zustande gekommen, der sich mit einer Stärkung der Mittelstaaten als »Drittes Deutschland« eine Ausgangsbasis für seine Machtpolitik gegenüber Österreich und Preußen aufzubauen gedachte. In diese Richtung zielten auch weitere territoriale Flurbereinigungen und die Rangerhöhungen der aufseiten Frankreichs kämpfenden süddeutschen Staaten im Frieden von Preßburg nach der österreichischen Niederlage im 3. Koalitionskrieg 1805 sowie die Errichtung des unter Napoleons Protektorat stehenden Rheinbundes 1806. Diese territorialen Veränderungen beseitigten die Zersplitterung des Reichsgebietes weitgehend und ermöglichten damit die Entstehung des modernen Nationalstaats; im Gebiet des Rheinbunds kam es durch Reformen nach französischem Vorbild zu einer gewissen Vereinheitlichung in Verwaltung, Gesellschaft, Wirtschaft und Finanzen. Die Reichsverfassung war durch die politischen Veränderungen der letzten Jahre bereits ausgehöhlt, als Kaiser Franz II., der 1804 den erblichen Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte, 1806 auf ein Ultimatum Napoleons hin die deutsche Kaiserkrone niederlegte und das Reich für aufgelöst erklärte.Während Preußen seit 1795 die militärische Auseinandersetzung mit Frankreich mied, war Österreich Hauptträger des Kampfes der 3. antifranzösischen Koalition, die es mit Großbritannien und Russland gebildet hatte. 1805 nahm Napoleon Ulm und besetzte Wien. Zwar gelang dem britischen Admiral Nelson ein umfassender Seesieg bei Trafalgar, doch schlug Napoleon die Verbündeten entscheidend in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz und diktierte Österreich den Frieden von Preßburg, in dem dieses auf seine italienischen Besitzungen verzichtete, Tirol und Vorarlberg an Bayern und die restlichen vorderösterreichischen Lande an Bayern, Baden und Württemberg abtrat sowie einer Rangerhöhung dieser Staaten zustimmte (siehe auch Reichsdeputationshauptschluss). Nach dem 4. Koalitionskrieg, der für Preußen mit einer Katastrophe endete (siehe auch Tilsit: Frieden von Tilsit), sah sich der Großteil Deutschlands der europäischen Hegemonie des französischen Empires unterworfen.IINapoleonische Kriege,die von Napoleon I. geführten Kriege, die 1803 den Französischen Revolutionskriegen folgten.Die Erneuerung des Krieges zwischen Frankreich und Großbritannien (seit 1803):Das Vorgehen Napoleons in Italien, der Schweiz, den Niederlanden und dem Reich sowie die Weigerung Großbritanniens, Malta zu räumen, entzogen dem Frieden von Amiens (27. 3. 1802 die Grundlage. Am 18. 5. 1803 nahm Großbritannien den Krieg wieder auf. Frankreich besetzte das mit Großbritannien in Personalunion verbundene Kurfürstentum Hannover, jedoch verhinderte die britische Seeüberlegenheit französische Landungspläne in England. Admiral H. Nelsons Sieg bei Trafalgar (21. 10. 1805 vernichtete die französisch-spanische Flotte und sicherte die britische Seeherrschaft (Ausbau des britischen Kolonialreichs auf Kosten Frankreichs und der Niederlande).Der Krieg der 3. Koalition gegen Frankreich (1805):Um das Gleichgewicht in Europa wiederherzustellen, schloss Großbritannien am 11. 4. 1805 ein Bündnis mit Russland, dem Österreich am 9. 8. 1805 beitrat; Schweden hatte sich schon im Dezember 1804 mit Großbritannien, im Januar 1805 mit Russland verbündet. Preußen blieb neutral.Im Feldzug von 1805 wandte sich Napoleon, unterstützt von Baden, Württemberg und Bayern, sofort gegen Österreich, erzwang die Kapitulation der österreichischen Armee unter Karl Mack Freiherr von Leiberich (* 1752, ✝ 1828) in Ulm (17. 10.), nahm Wien ein (13./14. 11.) und siegte bei Austerlitz (2. 12.) entscheidend über Österreicher und Russen. Preußen, das ein Eingreifen auf der Seite der Koalition erwogen hatte, war nun zum Bündnis mit Frankreich bereit; es verzichtete u. a. auf Ansbach und erhielt dafür Hannover (Vertrag von Schönbrunn, 15. 12.). Österreich verlor im Frieden von Preßburg (26. 12.) Venetien, Tirol und Vorderösterreich und war damit aus Deutschland und Italien verdrängt. Der Sieg Napoleons schuf die Voraussetzungen zur Bildung des Rheinbundes.Der Krieg der 4. Koalition gegen Frankreich (1806-07):Nachdem Napoleon den Briten Hannover angeboten sowie Ansbach und Bayreuth besetzt hatte, forderte ihn ein preußisches Ultimatum (26. 9. 1806 zur Räumung Süddeutschlands auf. Ohne es zu beantworten, rückte der Kaiser nach Thüringen vor. Nach einem ersten Zusammentreffen bei Saalfeld (10. 10.) wurde am 14. 10. die preußische Hauptmacht in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen. Sachsen trat von dem Bündnis mit Preußen zurück und schloss einen Sonderfrieden (11. 12.). Die preußischen Hauptfestungen kapitulierten fast widerstandslos. Am 27. 10. zog Napoleon in Berlin ein. Hier verfügte er am 21. 11. die Kontinentalsperre, um Großbritannien zum Frieden zu zwingen.Der nach Ostpreußen geflohene preußische König Friedrich Wilhelm III. setzte mit russischer Hilfe den Krieg fort. Die Schlacht bei Preußisch Eylau (7./8. 2. 1807) endete unentschieden. Napoleon versuchte darauf, Preußen zum Abfall von Russland zu bewegen. Preußen und Russland antworteten mit dem Abschluss eines Schutz- und Trutzbündnisses (26. 4.). Nach seiner schweren Niederlage bei Friedland (14. 6.) fand sich Kaiser Alexander I. jedoch unter dem Druck nationalrussischer Kräfte in der Armee zur Verständigung bereit. Im Frieden von Tilsit (7.-9. 7.) rettete Russland zwar die Existenz Preußens, das jedoch durch den Verlust besonders seines westelbischen Besitzes und der Gewinne aus der zweiten und dritten Polnischen Teilung zu einer Macht zweiten Ranges herabsank. Russland trat der Kontinentalsperre bei und erhielt freie Hand zum Erwerb des schwedischen Finnland. Im Oktober 1807 verbündete sich Dänemark mit Frankreich, nachdem Großbritannien durch die Beschießung Kopenhagens (2.-6. 9.) die Auslieferung der dänischen Flotte erzwungen hatte, um eine Sperrung der Ostsee zu verhindern. Napoleon stand jetzt auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nur Großbritannien und Schweden (bis 1810) blieben als Gegner übrig. Zu den ersten Rückschlägen kam es auf der Pyrenäenhalbinsel.Der Krieg auf der Pyrenäenhalbinsel (1808-14):Da Portugal, verbündet mit Großbritannien, der Kontinentalsperre nicht beitrat, erklärte Napoleon die Dynastie Bragança für abgesetzt; eine französische Armee besetzte das Land. 1808 gab ein dynastischer Streit in Spanien Napoleon, der den Einfluss auf die spanische Politik in Gefahr sah, Gelegenheit, König Karl IV. und den Kronprinzen zum Thronverzicht zugunsten seines Bruders Joseph zu zwingen. Der dadurch provozierte Aufstand des spanischen Volkes, der durch eine britische Armee unter Wellington unterstützt wurde, führte zum persönlichen Eingreifen Napoleons (November/Dezember 1808). Trotz mehrerer Siege und der zeitweiligen Vertreibung der Briten aus Spanien fiel keine Entscheidung. Der Volkskrieg fesselte ständig einen Teil der französischen Armee. Am 21. 6. 1813 gelang Wellington bei Vitoria der entscheidende Sieg über die französische Hauptarmee unter König Joseph, der Spanien verlassen musste. Der Waffenstillstand wurde erst nach Napoleons Abdankung geschlossen (18. 4. 1814.Der Krieg Österreichs gegen Frankreich (1809):Ermutigt durch den Widerstand, den Napoleon in Spanien fand, und in der Hoffnung auf eine allgemeine Erhebung in Deutschland plante Österreich (Graf Stadion) seit Ende 1808 den Krieg gegen Frankreich. Bald nach der Erhebung in Tirol unter A. Hofer rückte die österreichische Hauptarmee in Bayern ein (Kriegserklärung 9. 4. 1809). Zwar konnte München genommen werden, Napoleon siegte jedoch bei Abensberg, Landshut und Eggmühl (20./22. 4.) und zog am 13. 5. in Wien ein. Erzherzog Karl konnte zwar bei Aspern (21./22. 5.) Napoleon seine erste Niederlage beibringen, wurde jedoch bei Wagram (5./6. 7.) geschlagen. Am 12. 7. wurde der Waffenstillstand von Znaim geschlossen. Die Hoffnung Österreichs auf deutsche Bundesgenossen, besonders auf Preußen, und auf russischer Unterstützung war fehlgeschlagen. Zwar kam es im mittleren und nördlichen Deutschland zu Aufstandsversuchen (so durch W. von Dörnberg, F. von Schill), jedoch nicht zu einer Volkserhebung. Im Frieden von Schönbrunn (14. 10.) verlor Österreich seine adriatischen Küstenländer (»Illyrischen Provinzen«), Westgalizien und einen Teil Ostgaliziens, Salzburg und das Innviertel. Die Napoleonischen Kriege fanden ihre Fortsetzung im Russischen Feldzug von 1812 und in den Befreiungskriegen.R. Wohlfeil: Spanien u. die dt. Erhebung 1808-1814 (1965);D. G. Chandler: The campaigns of Napoleon (London 51978);D. G. Chandler: Dictionary of the Napoleonic Wars (Neuausg. ebd. 1993);G. E. Rothenberg: The art of warfare in the age of Napoleon (Neuausg. Bloomington, Ind., 1978);Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Russlands Aufstieg (seit 1682): Großmacht im OstenRevolutionskriege: Eroberung oder Befreiung?
Universal-Lexikon. 2012.